Wer von einem der Türme Prags den Blick auf die tschechische Hauptstadt genießen will, muß dafür nicht einmal mehr an die Moldau fahren, sondern kann dies nun auch im Internet tun.
Dienstag, 23. Dezember 2008
Samstag, 20. Dezember 2008
Estland: Die Simpsons aus Lego
Mehr als 2,4 Millionen Mal wurde der Simpsons-Vorspann, gedreht mit Legofiguren vom 14-jährigen estnischen Schüler Urmas Salu, auf dem Portal „ Youtube“ bereits angesehen. Wie er der Tageszeitung "Postimees" in einem Interview erzählte, möchte er an der Entwicklung der estnischen Filmindustrie mitwirken. Als seinen Traum bezeichnete er es, in Estland „einen ordentlichen Actionfilm mit gutem Inhalt“ zu drehen.
Freitag, 12. Dezember 2008
Rußland: Das Geschäft mit der Sowjetnostalgie
Im kapitalistischen Rußland erlebt die Sowjet-Nostalgie eine neue Blüte, wie kommersant.ru zu berichten weiß . Dabei geht es weniger um Ideologie, als um Erinnerungen an eine vermeintlich unbeschwerte Jugend.
Besonders bemerkbar macht sich der Trend im Bereich der Gastronomie. Cafés und Stehimbisse mit Namen wie „UdSSR“ oder „Freundschaft“ laufen erfolgreich. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die klassische „ stolowaja“, die Kantine, die für preiswertes und gutes Essen steht. Die Geschäftsmodelle sind durchaus unterschiedlich. Während in Moskau mancherorts durch und durch unsozialistische Preise zu zahlen sind, dafür aber auch schon mal ein Striptease zum Dessert geordert werden kann, setzen andere Betriebe auf kleine Preise und dafür größere Mengen an Kundschaft – und machen dabei teilweise Umsätze, die sich mit denen von etablierten Restaurants messen können. Auch das Kaufhaus „GUM“ am Roten Platz in Moskau vermarktet erfolgreich seine sozialistische Vergangenheit.
Die Nostalgiewelle erfaßt daneben weitere Bereiche der Alltagskultur: spezielle Spartensender zeigen sowjetische Filme und Berichte etwa über den Weltraumflug Gagarins oder die Beerdigung Breschnejws. Großer Beliebtheit erfreut sich zur Zeit auch die Musik der 1980er Jahre. Im Internet werden erfolgreich sowjetische Propagandeplakate als Poster vertrieben. Und aus der Initiative dreier Freunde entstand ein Museum für alte sowjetische Spielautomaten am Rande Moskaus.
Einig sind sich alle im Artikel zitierten Stimmen, daß das Nostalgiephänomen sich nicht aus dem Wunsch speist, das alte System wiedersehen zu wollen. Der Psychologe Wadim Petrowskij spricht vom Streß, der den Wunsch wecke, sich wieder wie ein Kind fühlen zu können – und wenn diese Kindheit in den 1960er, 1970er oder 1980er Jahren stattfand, würde sie eben mit der Sowjetunion assoziiert. Demzufolge könnte sich auch die am Ende des Artikels angeführte Prognose bewahrheiten, derzufolge in nicht allzuferner Zukunft mit einer 90er-Jahre Mode zu rechnen sei.
Montag, 8. Dezember 2008
Sollen estnische Russen ihre Namen estnifizieren?
Ein Plan des estnischen Innenministeriums, nach dem es zwecks besserer Integration in die Gesellschaft Bürgern mit russischen Namen erleichtert werden soll, diese zu estnifizieren, sorgt derzeit für Diskussionen. Nach einem Bericht von postimees.ee sieht der Plan des Ministeriums vor, das Namensgesetz dergestalt zu ändern, daß der Integrationswunsch als Grund für einen Namenswechsel akzeptiert wird. Als Beispiel wird in dem Artikel der Fußballspieler Konstantin Kolbassenko genannt, der seinen Namen in Konstantin Nahk änderte. Eine vergleichbare Kampagne hatte es in Estland in den 1930er Jahren gegeben, als die mehrheitlich deutschen Nachnamen in estnische umgewandelt wurden.
Der Plan stieß umgehend auf Kritik. In einer Stellungnahme des Bevölkerungsministeriums, zitiert auf postimees.ee, heißt es: „Die Estnifizierung von Namen ist sicher kein Bestandteil von Integrationspolitik. Das ein Mensch einen estnischen Nachnamen trägt, integriert ihn nicht automatisch in die Gesellschaft.“ Weiter ist die Rede von Namensänderungen als einer „ kosmetischen Änderung“, während Integration ein „innerer Prozeß“ sein müsse.
Medwedew gratuliert russischen Muslimen zum Opferfest
Anläßlich des islamischen Opferfestes hat sich der russische Präsident Dmitri Medwedew an die muslimische Bevölkerung Rußlands gewandt. In seiner Ansprache unterstrich er die positiven Tugenden der Religion. In einem auf rosbalt.ru zitierten Auszug heißt es: „Dieser für jeden Moslem bedeutende Feiertag symbolisiert den Frieden und das Gute, Vergebung und Sorge um die Nächsten. Er erinnert an die Grundlagen des Islam, die zu Gerechtigkeit und Barmherzigkeit aufrufen, die Menschen zu einer respektvollen Einstellung gegenüber allgemeinmenschlichen Werten erziehen.“
Freitag, 5. Dezember 2008
Russen und Außerirdische: Das Rußlandbild im internationalen Kino
Die zwei schlimmsten „Feinde von außerhalb“, schreibt Aleksej Usow, seien außerirdische Zivilisationen sowie Russen. Das Thema „Russen“ komme in jüngerer Zeit wenn schon nicht in jedem zweiten, so doch mindestens in jedem fünften Film vor – ein Interesse, wie es schon seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr bestanden habe. Nicht einmal Filme wie „James Bond“ oder „Indiana Jones“ blieben von diesem Trend verschont. Neben dem Mainstream sei das Thema aber auch im Programmkino aktuell, als Beispiel wird der Film „Duska“ des Holländers Jos Stelling genannt. Und auch Emir Kusturica plane nach „Maradona“ einen Film über das Leben in Nordossetien.
Den Film „Birthday Girl – Braut auf Bestellung“ mit Nicole Kidman nimmt Usow zum Anlaß, das Thema „Immigration“ im Film näher unter die Lupe zu nehmen. Während das Kino Immigranten allgemein gönnerhaft-nachsichtig behandle, sei die Einstellung gegenüber russischen Migranten reserviert bis streng. Weiterhin bespricht Usow die Filme „A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“ von Ron Howard sowie David Cronenbergs „Tödliche Versprechen – Eastern Promises“. Letzterer sei ein Beispiel für die „Gefahr aus dem Osten“, als die Rußland im Film dargestellt wird.
„Erfolgreiche Länder interessieren die Kulturschaffenden zumeist nicht“, schreibt Usow – sie geben einfach keinen Stoff her. Das Kino sei immer auch ein Spiegel der Wirklichkeit.
Mittwoch, 3. Dezember 2008
Rußland: Geistliche auf Verkehrspatrouille
Die Verkehrspolizei im russischen Gebiet Pensa arbeitet nach einem Bericht der „Novyje Izwestija“ mit der orthodoxen Kirche zusammen, um die Zahl der Verkehrsunfälle zu senken. Danach gehen seit Beginn diesen Monats Verkehrspolizisten gemeinsam mit Geistlichen auf die Streife. Verkehrssünder erwartet anstelle einer Strafe eine erbauliche Ansprache des kirchlichen Würdenträgers. Ein Sprecher der Verkehrspolizei der Stadt Kusnezk sagte, daß sich nach nur zwei Aktionen die Zahl der Unfälle bereits verringert habe. Während laut dem Bericht in Rußland bereits eine längere Tradition des Engagements der Kirche gegen Verkehrsunfälle besteht, werden immer wieder auch Geistliche wegen Verstößen festgenommen, unter anderem wegen Trunkenheit am Steuer oder Fahren ohne Führerschein. Als Randnotiz wird eine Debatte in Ungarn erwähnt, wo Priester für sich eine Ausnahme vom strengen Alkoholverbot am Steuer forderten, da sie beruflich Meßwein trinken müßten.
Dienstag, 2. Dezember 2008
Senator aus Komi möchte finno-ugrische Parlamentarier zusammenbringen
Wie komiinform.ru berichtet, hat sich Igor Wasiljew, Vertreter der Republik Komi im russländischen Föderationsrat, dafür ausgesprochen, Parlamentarier aus finno-ugrischen Staaten außerhalb Rußlands sowie finno-ugrischen Regionen in Rußland zusammenzubringen. Unabhängige Staaten, in denen finno-ugrische Sprachen gesprochen werden, sind Finnland, Estland sowie Ungarn. Zu den finno-ugrischen Regionen Rußlands gehären neben Komi unter anderem Mari El, Udmurtien, Mordwinien und Karelien. Eine Internationale Assoziation finno-ugrischer Gesetzgeber könne nach Ansicht des Senators unter anderem dem Erfahrungsaustausch dienen, aber auch bei der Lösung konkreter Aufgaben helfen. Allen Regionen gemeinsam sei die Sorge um die Erhaltung von Kultur und Sprache, aber auch das Bestreben, aktiv an der Realisierung sozialer Projekte und Initiativen mitzuwirken.
Rußland und Lateinamerika
Zwei Kommentare auf apn.ru widmen sich anläßlich der Reise Präsident Medwedews den Beziehungen zwischen Rußland und Lateinamerika. Michail Winogradow zählt drei Thesen auf, die das Interesse Rußlands an dieser Region begründen. Die ersten beiden verwirft er: nach dem Machtwechsel im Weißen Haus in Washington, solange sich die Position des neuen Präsidenten Obama gegenüber Rußland noch nicht gezeigt habe, sei nicht der richtige Zeitpunkt für militärische-strategische Projekte, die gegen die USA gerichtet sind. Und die Weltwirtschaftskrise erschwere die Realisierung wirtschaftlicher Großprojekte. Winogradow sieht das Interesse an der Zusammenarbeit gegenwärtig in der Suche nach gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen und empfiehlt als Partner insbesondere Brasilien.
Demgegenüber bedauert Wladimir Pribylowskij, daß in Südamerika an einer Zusammenarbeit mit Rußland insbesondere diejenigen Staaten interessiert seien, die schlechte oder schwierige Beziehungen mit den Vereinigten Staaten hätten - „Personen und Strukturen, für die es keine Zukunft gibt“. Pribylowskij warnt: „Für Rußland ist eine Verschärfung der Beziehungen mit den USA strategisch unnötig und unvorteilhaft.“
Montag, 1. Dezember 2008
Rußland: antisemitische Zeitung geschlossen
Estland: Zweisprachige Straßenschilder sollen verschwinden
Sonntag, 23. November 2008
Wohin geht Belarus?
Ein Artikel auf der weißrussischen Seite „Nasche Mnenie“ (Unsere Meinung) unter der Überschrift „Warum der Kurs geändert wird“ zählt drei Elemente auf, die zusammengenommen erlauben, von einer Tendenz zum Richtungswechsel in der Politik von Belarus zu sprechen. Dies sind: eine Liberalisierung der Wirtschaftspolitik, der Beginn einer Normalisierung in den Beziehungen zur Europäischen Union sowie eine Veränderung in der Art und Weise der Rechtfertigung des Regimes. In der Staatsideologie werde, statt wie früher an die sowjetische Vergangenheit und das Bündnis mit Rußland zu appellieren, der Akzent nun auf die Stabilität als Resultat der Tätigkeit des Präsidenten sowie auf die Festigung der Souveränität gelegt. Als Ursachen werden von Experten gewöhnlich drei hauptsächliche Gründe angeführt: wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Abkehr Rußlands von einer Politik der Subventionen an Weißrußland sowie eine Stärkung der Position der Nomenklatura, die danach strebt, Macht in Besitz umzuwandeln.
Demgegenüber argumentiert der Artikel, daß die Hauptursache für den Kurswechsel in einer Veränderung der sozialen Basis der Unterstützung für das Regime Lukaschenkos liege. Die Wähler Lukaschenkos im Jahre 1994 hätten sich aus den unteren sozialen Schichten der Bevölkerung rekrutiert, denen es nicht gelang, sich an die neuen ökonomischen Bedingungen anzupassen. Demgegenüber habe der Nachfrageboom sowie die steigenden Gehälter in den Jahren 2003 bis 2008, ausgelöst durch „Öldollars“, dazu geführt, daß Lukaschenko von der nun entstehenden Mittelklasse unterstützt wurde: „aus der charismatischen Unterstützung des Präsidenten wurde eine rationale.“ Während die Hochburg der Opposition in den 90er Jahren in Minsk gelegen habe, die Unterstützer Lukaschenkos dagegen aus der Provinz kamen, habe sich die Situation gewandelt. Das Protestpotential sei heute in der Provinz und in Kleinstädten höher als in der Hauptstadt und in Großstädten.
Lukaschenko wird als Geisel dieser Entwicklung bezeichnet. Die Schritte, die er unternimmt, um seiner neuen Wählerschaft entgegenzukommen, könnten eine Eigendynamik entwickeln und sich gegen ihn selbst wenden. Die Finanzkrise erschwert es, den Ansprüchen der Mittelschicht entgegenzukommen, wirtschaftliche Freiheiten könnten in den Ruf nach politischen Freiheiten münden, die Nomenklatur könnte zu einer eigenständigen politschen Kraft werden und ein oligarchisches System entstehen. Am Ende zeigt der Artikel zwei Perspektiven für die weitere Entwicklung auf: Lukaschenko könnte zu einem weißrussischen Gorbatschow werden, der Reformen zur Stärkung des Systems initiiert, aber das gegenteilige Resultat erreicht. Demgegenüber stünde das chinesische Modell einer „Reform von oben“ .
Alisa-Sänger verteidigt Krieg gegen Georgien
In einem Interview mit der russischen Zeitung Izwestija hat der Sänger der Band „ Alisa“ , Konstantin Kintschew, den russischen Krieg gegen Georgien verteidigt. Damit distanzierte Kintschew sich gleichzeitig von seinem Musikerkollegen Jurij Schewtschuk von der Gruppe „ DDT“, der mit der Parole „Schieß nicht!“ aufgetreten war. „Schieß nicht!... Schieß nicht auf wen, an wen ist das gerichtet?“ fragte Kintschew. „ Schieß nicht – im Sinne von hilf nicht etwa, rette nicht, strecke nicht deine Hand zur Hilfe aus?“ Hätte der russische Staat nicht geholfen, hätte das ossetinische Volk als Ethnos verschwinden können, so Kintschew.
Der Sänger der in Rußland populären Gruppe bekennt sich seit 1992 zum orthodoxen Christentum. Religiöse sowie patriotische Themen spiegeln sich seither auch in den Liedern von „Alisa“. Im Juni hatte Kintschew mit den Worten „Kosovo ist das Herz Serbiens und die Krim gehört zu Rußland“ in der Izwestija ein Konzert zur Unterstützung Serbiens in Belgrad angekündigt.
Samstag, 22. November 2008
Estland: "Nachtwache" führt Befragungen über Autonomie durch und möchte bei Wahlen antreten
Wie das „Eesti Päevaleht“ berichtet, führt die russischsprachige Organisation „Nachtwache“ (russ. Notschnoj Dozor, estn. Öine Vahtkond) derzeit Befragungen von Passanten über die Notwendigkeit einer territorialen Autonomie für die russischen Einwohner Estlands durch. Derlei Befragungen fanden bereits in den überwiegend russischsprachigen Städten Narva und Kohtla-Järve im Nordosten Estlands statt, außerdem im Tallinner Stadtteil Lasnamäe. Nach Angaben eines Sprechers plant die Bewegung, im kommenden Jahr sowohl bei den Europa- als auch bei den Lokalwahlen anzutreten. Die Befragungen dienten dem Zweck, Losungen für diese Wahlen zu entwerfen.
Freitag, 21. November 2008
Tatarischer Präsident kritisiert Einschränkung des muttersprachlichen Unterrichts
Wie rosbalt.ru berichtet, hat sich der Präsident der russischen Teilrepublik Tatarstan, Mintimer Schajmijew, offen gegen bereits beschlossene Änderungen in der Bildungspolitik in Rußland gestellt. Nach einem Gesetz, das am 1. September 2009 in Kraft tritt, wird die national-regionale Komponente des Schulunterrichts, darunter der Unterricht in Minderheitssprachen wie Tatarisch, eingeschränkt. Schajmijew sieht darin einen Verstoß gegen die Verfassung und will das Verfassungsgericht anrufen, sollte das Gesetz nicht geändert werden.
Donnerstag, 20. November 2008
Einladung in die Höhle des Bären: Jedinaja Rossija schafft soziales Netzwerk
Anläßlich des gerade laufenden Parteitages von „Jedinaja Rossija“ startete heute in Rußland ein neues soziales Netzwerk im Internet. Neben Mitgliedern der Regierungspartei steht das Portal „Berloga“ auch Angehörigen und Sympathisanten sämtlicher Parteien Rußlands offen.
Auf die Namensgebung scheinen die Macher einige kreative Energie verwendet zu haben. Die Initalien der Partei, das kyrillische E (spriche „je“) und R, sind optisch hervorgehoben in das Wort „Blog“, um ein a ergänzt, eingeschoben. Übersetzt bedeutet Berloga „Bärenhöhle“ und spielt somit auf das Wappentier der Partei an.
Auf der Titelseite wird der Besucher von einem politischen Koordinatensystem der russischen Parteienlandschaft vor dem Hintergrund einer bunten Fahne begrüßt. Elf politische Parteien sind dort anhand der Kriterien „rechts“ und „links“ sowie „Radikalismus“ und „Konservatismus“ eingezeichnet. Dem Zentrum am nächsten, mit leichter Tendenz Richtung „rechts“ und „Konservatismus“, steht „ Jedinaja Rossija“.
Die Seite bietet ihren Benutzern an, Profile anzulegen, stellt Diskussionsforen für jede einzelne Partei zur Verfügung und sieht außerdem Videoblogs vor. Nur drei einfache Regeln werden auf der Titelseite formuliert. Zunächst soll die Meinung von Gegnern respektiert werden. Zweitens soll die Gesetzgebung der Russländischen Föderation beachtet und Extremismus sowie vulgäre Sprache vermieden werden. Der dritte Punkt ist schließlich ein Aufruf, eine „konsequente politische und staatsbürgerliche Position“ zu demonstrieren sowie sich „aufrichtig um das Wohl Rußlands“ zu sorgen.
Mit dem Portal scheint der Partei gleich in mehrerlei Hinsicht ein geschickter Schachzug gelungen zu sein. Zunächst ist sie in einem jungen Medium vertreten und kann sich davon erhoffen, gerade junge und gut ausgebildete Internetnutzer an sich zu binden. Sie gewinnt weiterhin an Terrain im Internet, das aufgrund der restriktiven Bedingungen für Radio, Fernsehen und Printmedien den letzten Rückzugsort für die politische Opposition darstellt. Dies tut sie nicht durch plumpe Zensur, die einerseits dem Image schaden könnte, andererseits aufgrund des Charakters des Mediums nur schwer effektiv sein kann. Stattdessen inszeniert sie sich als die Kraft, die sogar ihren politischen Gegnern Ressourcen zum Meinungsaustausch zur Verfügung stellt. Damit bestimmt sie allerdings auch die Spielregeln des Dialogs. Die Opposition in Rußland muß sich entscheiden, ob sie die Einladung in die Höhle des Bären annimmt.
Mittwoch, 19. November 2008
Medwedew schließt Direktwahl von Gouverneuren aus
Der russische Präsident Dmitrij Medwedew hat eine Rückkehr zur Direktwahl lokaler Gouverneure ausgeschlossen. Dies geht aus einem Artikel auf kommersant.ru hervor. Danach nannte Medwedew das derzeitige System der Ernennung von Gouverneuren „optimal und das einzig mögliche“. Diese kategorische Aussage steht in einem merkwürdigen Widerspruch zu im selben Artikel zitierten Aussagen Medwedews anläßlich der Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten der Russländischen Föderation auf sechs Jahre. Danach sei die Verfassung kein „von oben gegebener Kanon“. In der Verfassung müßten allein die Freiheitsrechte der Bürger stabil sein. Der Aufbau des politischen Systems hätte demgegenüber einen zweitrangigen Charakter.
Dienstag, 18. November 2008
Estland: Wählen per Handy ab 2011 möglich?
Nachdem Estland als erster Staat weltweit bereits das Wählen per Internet eingeführt hat, könnte ab 2011 eine weitere Möglichkeit der Stimmabgabe hinzukommen. Wie aus einem Bericht von postimees.ee hervorgeht, sprach sich die Grundgesetzkommission des estnischen Parlaments dafür aus, auch das Wählen mit dem Mobiltelefon zu ermöglichen. Pläne des Justizministeriums hatten zuvor vorgesehen, die Handy-Wahl bereits ab August 2009 einzuführen.
Freitag, 3. Oktober 2008
Rußland: Konservativismus, aber welcher?
Anläßlich eines runden Tisches des „Zentrums für konservative Studien“ an der Soziologischen Fakultät der Moskauer MGU der Dekan der Fakultät, Wladimir Dobrenkow, sowie der Leiter des Zentrums, Alexander Dugin, für den Konservatismus als Staatsideologie Rußlands aus. Worin diese Ideologie eigentlich besteht, konnten die beiden jedoch nicht präzise definieren – in den Worten Dugins braucht der Konservatismus einen historischen und geographischen Kontext. Klar benannt wurden nur die Feindbilder. Dies ist zum einen der Liberalismus, bei dem es sich laut Dobrenkow um die gegenwärtige inoffizielle Staatsideologie handelt. Dugin grenzte den Konservatismus gleichzeitig vom Sozialismus ab. Nach Ansicht Dobrenkows muß die gesuchte Staatsideologie die Idee eines „starken Staates und einer autoritäten Obrigkeit“ propagieren. Dugin vertrat die Position, Konservativismus sei „immer pluralistisch, er bewahrt Unterschiede, bewertet sie positiv.“
Mittwoch, 1. Oktober 2008
Osteuropablog von der CIA empfohlen?
Die Software „Google Analytics“ erlaubt es mir unter anderem, die geographische Herkunft der Besucher dieser Webseite zu erkennen. Aus New York City mit seinen über acht Millionen Einwohnern verirrte sich beispielsweise im ganzen September nur ein einzelner Besucher auf dem Osteuropablog. Ungleich höher ist das Interesse in McLean, Virginia – bei weniger als 40.000 Einwohnern wurde die Seite gleich 20 Mal aufgerufen. Ob dies mit einer dort ansässigen amerikanischen Behörde in Zusammenhang steht, muß natürlich Spekulation bleiben – ich freue mich selbstverständlich über jeden Leser aus der ganzen Welt.
Mittwoch, 24. September 2008
Rußland: Von der Unlust zu demonstrieren
Wie aus einem Bericht der „Novyje Izwestija“ hervorgeht, glaubt die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Rußlands nicht daran, durch Demonstrationen etwas bewirken zu können. Wie aus einer Umfrage hervorgeht, schließen 72,5 Prozent der Befragten die Teilnahme an Protestaktionen aus – 27 Prozent mehr als noch vor drei Jahren. 16 Prozent gaben an, sich vorstellen zu können, zu demonstrieren, 4 Prozent taten dies in der Vergangenheit tatsächlich. Die politisch aktivste Gruppe ist dabei die der über 50jährigen, deren Angehörige zweimal so häufig zu Demonstrationen gehen und Petitionen unterschreiben, wie die jüngere Generation.
Dienstag, 23. September 2008
Medwedew besucht Tschukotka
Als erstes Staatsoberhaupt Rußlands hat Präsident Dmitrij Medwedew die Region Tschukotka im Äußersten Nordosten des Landes besucht. Laut einem Bericht von „Rosbalt“ sagte Medwedew, daß in Tschukotka in konzentrierter Form die geopolitischen Interessen Rußlands zum Ausdruck kämen. Die Erschließung der Arktis habe strategische Bedeutung für den gesamten Fernen Osten. Hierbei spielten die Häfen Tschukotkas eine wichtige Rolle. Medwedew thematisierte auch die Probleme der eingeborenen Völker der Region und forderte, deren Lebensart und eigenständige Kultur zu bewahren. Im Rahmen einer Reihe von Besuchen im Fernen Osten plant der russische Präsident als nächstes eine Reise in die Region Magadan.
Russische Medien: Staatlicher Kinderkanal geplant, Dugin verliert Sendeplatz
Zwei aktuelle Entwicklungen in der russischen Medienlandschaft könnten sich auch als Indizien für den weiteren Kurs der politischen Führung des Landes interpretieren lassen. Während auf der einen Seite die Diskussionen um amerikanische Zeichentrickfilme für eine Abwendung vom Westen stehen, werden auch die „ Eurasianisten“ um Alexander Dugin in die Schranken gewiesen.
Auf der Frequenz des Fernsehsenders „2x2“, dem aufgrund von Extremismusvorwürfen gegen amerikanische Sendungen wie „Die Simpsons“ und „South Park“ der Verlust seiner Sendeerlaubnis droht, könnte künftig ein staatliches Programm ausgestrahlt werden. Der Vorsitzende des Komitees für Jugendangelegenheiten in der Staatsduma, Pawel Tarakanow, sprach laut einem Bericht von „Rosbalt“ von der „Notwendigkeit der Formierung einer jungen Generation von Russländern, die in einem zivilisierten Land leben möchte und stolz auf dieses ist.“ Hierfür müsse ein Mediensprachrohr geschaffen werden, das einem „maximal breiten Auditorium zugänglich ist“. Die umstrittenen Zeichentrickfilme führten zu einem „Verfall und einer Zersetzung der jungen Generation.“ Für den Fall, daß die Lizenz von „2x2“ nicht verlängert werde, liegt nach den Worten Tarakonows bereits ein entsprechendes Projekt bereit, das sich um die freigewordene Frequenz bewerben könnte.
Unterdessen hat der russische Philosoph und Leiter der „Internationalen Eurasischen Bewegung“, Alexander Dugin, seinen Sendeplatz beim Radio RSN, das dem Kreml nahesteht, verloren. Dugin war in jüngster Zeit insbesondere durch seine radikale Position in der Debatte um den Krieg in Georgien in den Schlagzeilen. Der Chefredakteur von „RSN“, Sergej Dorenko, seit Anfang diesen Monats im Amt, sprach von „absolut inakzeptabelen extremistischen Äußerungen“ Dugins und nannte als Beispiel Sätze wie: „Ein guter Liberaler ist ein toter Liberaler.“
Dugin selbst sprach in einem Interview mit der Nachrichtenagentur „Novij Region“ von einer „Verschwörung gegen den Präsidenten Rußlands Dmitrij Medwedew und Regierungschef Wladimir Putin“. Der neue Chefredakteur Dorenko sei ein „Gegner Wladimir Putins und enger Freund Boris Beresowskijs“. In der Einschätzung, daß die Hintergründe für Dugins Entfernung aus dem Radioprogramm politischer Natur sind, stimmt der Bericht auf „Novij Region“ mit dem Philosophen überein: sie könnten von einem Positionsverlust der sogenannten „Kriegspartei“ im Kreml künden.
Montag, 22. September 2008
Spionageskandal in Estland
Unter dem Verdacht des Hochverrats wurden in Estland am gestrigen Sonntag der ehemalige hochrangige Beamte Herman Simm festgenommen. Ebenfalls inhaftiert wurde seine Ehefrau unter dem Verdacht auf Beihilfe zum Hochverrat. Dies berichtet postimees.ee. Danach soll Simm geheime Informationen an Rußland weitergegeben haben. Simm arbeitete seit 1995 im estnischen Verteidigungsministerium, wo er 2000 zum Leiter einer neugegründeten Abteilung für Schutz von Staatsgeheimnissen ernannt wurde. Seinen Posten für das Ministerium verließ Simm im November 2006, wurde jedoch weiter als Berater beschäftigt. Ihm droht im Falle einer Verurteilung eine bis zu fünfzehnjährige Haftstrafe.
Sonntag, 21. September 2008
Nord Stream lobt estnische Pipeline auf Biennale
Von einem estnischen „ Pavillon“ kann man auf der diesjährigen Architekturbiennale in Venedig nur mit einiger Phantasie sprechen. Estland präsentiert sich dort mit einer gigantischen gelben Gaspipeline, die den deutschen und den russischen Pavillon miteinander verbindet. Wenngleich zunächst einige Widerstände zu überwinden waren, um die Erlaubnis für die Installation zu bekommen, zeigt sich die „Nord Stream AG“ nun begeistert. Die Installation zeuge von einem produktiven Dialog in der europäischen Künstlergemeinschaft, den das Unternehmen mit seinem eigenen „konstruktiven und transparenten Dialog“ mit den Anrainerstaaten vergleicht.
Samstag, 20. September 2008
Sprachsplitter: Bayern bekommen Sauna
Der Kicker spricht mit Hinblick auf die 5:2-Niederlage von Bayern München gegen Werder Bremen von einer „ Watsch'n zur Wies'n“. Auf Hochdeutsch könnte man sagen, daß die Bayern Prügel bekommen haben. Und auf Estnisch? Da haben die Bayern eine „ ordentliche Sauna“ bekommen.
Der estnische Traum? Slowenien
Wenn es so etwas wie den kollektiven Traum eines Volkes gibt – wie kann man ihn beschreiben? Vielleicht am ehesten durch das, was die Vertreter dieses Volkes an anderen Völkern bewundern. Der estnische Dichter, Übersetzer und Literaturwissenschaftler Jüri Talvet kehrte begeistert von einem Besuch beim Internationalen Litarturfestival Vilenica in Slowenien zurück. Über seine Eindrücke berichtet er unter der Überschrift „ Slowenien – eine wahr gewordene Utopie?“ im „Eesti Päevaleht“.
An seinem ersten Tag in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana fühlte sich Jüri Talvet an den Inselstaat „ Utopia“ von Thomas More erinnert: „Alle leben in diesem Land gut, alle sind zufrieden, tatsächlich, das Utopia von Thomas More existiert.“ Talvet ist begeistert vom schönen Ufer des Flusses Ljubljanica (Laibach), den entspannenden Menschen in den vielen Straßencafés, der gepflegten Umgebung. Nirgends vermag er ein Anzeichen von Elend zu erkennen. Obwohl die slowenische Wirtschaft rational organisiert sei, sei der Wald erhalten geblieben und mache mit 60 Prozent des Territoriums sogar anteilsmäßig mehr Platz aus als in Estland. Daß die Bevölkerungszahl Ljubljanas geringer sei als die der estnischen Hauptstadt Tallinn, Slowenien aber gleichzeitig mit zwei Millionen mehr Einwohner habe als Estland, sieht Talvet als ein Zeichen dafür an, daß die slowenische Hauptstadt nicht so eine „Disharmonie“ wie die estnische schaffe und die soziale Entwicklung „harmonischer“ verlaufe. Slowenien sei durch die geopolitische Lage zwischen Italien und Österreich begünstigt, und auch dadurch, daß die Slowenen 83 Prozent der Bevölkerung ausmachten – dies ist natürlich wieder im Vergleich zu Estland zu verstehen, wo der Anteil der nichtestnischen Bevölkerung höher liegt. Aber auch, daß es in den Grenzregionen Sloweniens möglich ist, zweisprachig (mit italienisch bzw. ungarisch) zu leben, gefällt Talvet: „In den Grenzgebieten versucht Slowenien nicht um jeden Preis, Sprache und Gesinnung des Zentrums durchzusetzen“. Schließlich habe Slowenien den guten Stand seiner Wirtschaft nicht auf Kosten der Kultur erreicht, sondern im Einklang mit dieser.
Albanischer Nationalheld auf Weltreise
Skanderbeg, mit richtigem Namen Gjergj Kastrioti (1405-1468), wird in Albanien als Nationalheld betrachtet. Er verteidigte Albanien gegen die Osmanen. Nun soll sein Ruf offenbar in der ganzen Welt verbreitet werden, wie aus einem Bericht des „Eesti Päevaleht“ hervorgeht. Danach tritt eine Organisation mit dem Namen Solidest (Association de Solidarité pour le Dévelopement des Pays de l'Est, weitere Informatioen hier) an Städte in der ganzen Welt heran, um Denkmäler für Skanderbeg aufzustellen. Erfolg hatte sie bereits in Städten wie Skopje, Tirana, Rom, Brüssel und Genf. Angefragt wurde aber auch in Toronto, Buenos Aires und sogar Madagaskar. Nun ist die Organisation offenbar auch in Estland aktiv bemüht, das erste Reitermonument zu Tallinns Stadtbild hinzuzufügen. In dem Antrag ist die Rede von Paralellen in der Geschichte Estlands und Albaniens. „Beide Länder wurden kolonisiert, okkupiert, befreit und erneut okkupiert“, heißt es. Die Reaktion in Tallinn ist jedoch eher skeptisch. Die stellvertrende Bürgermeisterin von Tallinn, Kaia Jäppinen, sprach davon, daß Projekt der Stadt vorstellen zu wollen, was aber nicht bedeute, daß auch ein Denkmal errichtet werde.
Belarus verweigert Tschernobylkindern USA-Reise
Wie „Novyje Izwestija“ berichtet, verweigert Weißrußland Kindern aus Regionen, die unter den Folgen der Katastrophe von Tschernobyl leiden, die Ausreise in die USA. Anlaß ist der Fall eines 16-jährigen Mädchens, das von einer solchen Reise nach Amerika nicht zurückkehren will – mit Einverständnis ihrer Großmutter, die das Sorgerecht besitzt. Nach Angaben des Leiters der Organisation „Für die Kinder von Tschernobyl“, Genadij Gruschewoj, reisen jährlich 25.000 „ Tschernobylkinder“ zur Heilung ins Ausland.
Freitag, 19. September 2008
Gerüchte um Schajmijew haben juristische Konsequenzen
Die Gerüchte über ein Ableben des tatarischen Präsidenten Mintimer Schajmijew werden ein juristisches Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Verfahren wegen Verleumdung sowie Verletzung der Unberührbarkeit des Privatlebens ein. Dies berichtet Rosbalt. Die Gerüchte basierten auf einem Blogeintrag von Irek Murtasin, Experte am „Internationalen Institut für geisteswissenschaftlich-politische Forschungen“ sowie ehemaliger Leiter des Pressezentrums des Präsidenten der Republik Tatarstan.
Polen: Strafe für Bezichtigung des Volkes der Verbrechen verfassungswidrig
Das polnische Verfassungsgericht hat eine Bestimmung für verfassungswidrig erklärt, die es unter Strafe stellt, das polnische Volk der Beteiligung an Verbrechen des Nationalsozialismus oder des Kommunismus zu bezichtigen. Dies berichtet die „Gazeta Wyborcza“. Bei der Verordnung handele es sich nach Meinung des Polnischen Ombudsmanns für Bürgerrechte, der die Klage eingereicht hatte, um eine „unbegründete Einschränkung der verfassungsmäßigen Freiheit der Meinungsäußerung und der wissenschaftlichen Forschung“. Weiterhin könne die Vorschrift, die bis zu drei Jahre Gefängnis für derartige Bezichtigungen vorsieht, Debatten um die Geschichte Polens eingrenzen.
Das Eigenleben von Falschmeldungen
"Jedinaja Rossija" wird zu eng für die Eliten
Im Gebiet Swerdlowsk sollen nach einem Bericht der „Nowyje Izwestija“ ca. 35 Mitglieder aus der russischen Regierungspartei „Jedinaja Rossija“ ausgeschlossen werden. Anlaß ist ihre Selbstnominierung für Kandidaturen bei den anstehenden Lokalwahlen – gegen von der Partei bestimmte Vertreter. Während die in Ungnade gefallenen von ihrem „konstitutionellem Recht“ zur Kandidatur sprachen, sprechen Vertreter von „Jedinaja Rossija“ davon, daß die betreffenden Personen ihre eigenen Interessen über die der Partei gestellt hätten. Für die Zeitung analysierte den Vorgang Aleksej Makarkin, Vize-Präsident des „Zentrums für politische Technolgien wie folgt: Da ein großer Teil der Eliten heute Mitglied bei „Jedinaja Rossija“ seien, würden die offenen Positionen auf regionaler Ebene nicht für alle Ausreichen. Während sie früher einigermaßen frei untereinander konkurrieren konnten, stehe dem nun die Parteidisziplin im Wege.
Flughafen Tallinn wird nach Lennart Meri benannt
Der Flughafen in der estnischen Hauptstadt Tallinn wird nach Lennart Meri (1929-2006) benannt, der von 1992 bis 2001 Präsident Estlands war. Wie postimees.ee berichtet, verkündete Ministerpräsident Andrus Ansip dies anläßlich der feierlichen Eröffnung einer Erweiterung des Flughafens. Lennart Meri habe die Esten aufgerufen, sich nicht mit der sowjetischen Mentalität sowie der Dienstleistungskultur und der Infrastruktur aus den 80er Jahren zufriedenzugeben, so Ansip in seiner Ansprache. Die offizielle Umbenennung wird am 29. März 2009 stattfinden, dem 80. Geburtstag Meris.
Donnerstag, 18. September 2008
Erster lettischer Satellit startet 2009
Wie Rosbalt berichtet, soll Ende 2009 der erste in Lettland gebaute Satellit in den Weltraum geschossen werden. Der Satellit mit dem Namen „Venta-1“ hat in etwa die Größe eines Laptops und soll zur Kontrolle der Navigation von Schiffen benutzt werden. Seine Reise wird er von einem Kosmodrom in Indien aus antreten.
Kehrt Dserschinski zurück?
Wie „Novij Region“ berichtet, hat sich der Dumaabgeordnete und Mitglied des Sicherheitsausschusses der Duma Wladimir Kolesnikow dafür ausgesprochen, das Denkmal für Felix Dserschinski vor dem Hauptquartier des russischen Geheimdienstes FSB am Moskauer Lubjanka-Platz wieder aufzustellen. Kolesnikow, der Mitglied der Regierungspartei „Jedinaja Rossija“ ist, wurde darin von seinem Kollegen Iwan Melnikow von der Kommunistischen Partei unterstützt. Felix Dscherschinski (1877-1926) war Vorsitzender der sogenannten „Tscheka“, der politischen Polizei der Sowjetunion, die Ermordung tausender vermeintlicher Feinde der Revolution verantwortlich war. 1991 wurde sein Denkmal an der Lubjanka entfernt, unmittelbar daneben wurde ein Gedenkstein für die Opfer des Gulag aufgestellt. Der kommunistische Dumaabgeordnete Melnikow sprach davon, daß Dserschinski nicht bloß ein Symbol sei, sondern „ein Vorbild für jeden.“
Hubschraubertaxis in Moskau geplant
Die Fahrt durch die Millionenmetropole Moskau mit schwerem Gepäck von einem Flughafen zum anderen ist kein Spaß. Wer über das nötige Kleingeld verfügt, könnte bald bequemer reisen: Laut einem Bericht der Tageszeitung „Kommersant“ ist die Einführung eines Hubschraubertaxis geplant, das die Moskauer Flughäfen „Wnukowo“, „Domodedowo“, „Scheremetjewo“ sowie „Bykowo“ miteinander verbindet. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten die russische Fluggesellschaft UT Air, Eurocopter Vostok, eine Tochtergesellschaft von EADS und die Gesellschaft „Russkije Wertoletnye Sistemy“ („Russische Hubschraubersysteme“). Der Service unter dem Namen „Heliexpress“ soll darüber hinaus von Moskau aus die russischen Städte Nischnij Nowgorod, Wladimir, Kaluga, Twer und Iwanowo anfliegen.
Estland: Volkszählung im Internet
Die nächste Volkszählung in Estland könnte 2011 teilweise über das Internet stattfinden. Dies berichtet postimees.ee. Um Kosten zu sparen, ist im Gespräch, die Volkszählung mit der Steuererklärung zu verbinden, die beinahe 100.000 Esten bereits online ausfüllen. Für alle, die ihre Daten nicht am Computer eingeben wollen, würde weiterhin die Möglichkeite bestehen, den Fragebogen auf Papier auszufüllen. Die letzte Volkszählung in Estland im Jahre 2000 kostete den Staat 150 Millionen estnische Kronen (ca. 10 Millionen Euro), die Kosten für 2011 wurden im vergangenen Jahr auf 400 Millionen Kronen veranschlagt (ca. 27 Millionen Euro). Für 2011 sind Volkszählungen in allen Ländern der EU vorgesehen. Um diese bereits im Frühjahr durchführen zu können, muß das estnische Parlament noch ein Gesetz ändern, demzufolge Volkszählungen mindestens drei Jahre im Voraus angekündigt werden müssen. Estland zeigt sich gerne als Vorreiter in der Nutzung elektronischer Medien und schuf bereits die Möglichkeit, über das Internet zu wählen.
Mittwoch, 17. September 2008
Rußland: Wahlstatistiken von Webseite verschwunden
Die russische Wählerrechtsvereinigung „Golos“ hat in einem offenen Brief das Verschwinden von Informationen von der Webseite der Zentralen Wahlkommission Rußlands kritisiert. Dies berichtet die Tageszeitung „Kommersant“. Danach habe sich der Umfang der Informationen zu den Wahlen vergangener Jahre seit der zweiten Hälfte des Jahres 2007 verschlechtert. Die Daten im öffentlichen elektronischen Archiv der Zentralen Wahlkommission würden mit dem Jahr 2003 beginnen, alles, was davor liege, sei dem öffentlichen Zugang entzogen. Damit werde das gesetzlich garantierte Recht der Bürger auf „Offenheit und Transparenz der Tätigkeit von Wahlkommissionen“ verletzt. Die Zentrale Wahlkommission führte das Verschwinden der Statistiken auf „fehlende technische Möglichkeiten des Servers“ zurück und kündigte an, die Informationen würden im Laufe der kommenden ein bis zwei Wochen wieder zugänglich sein.
Udmurtien feiert 450 Jahre mit Rußland
In Ischewsk fanden am heutigen Mittwoch Feierlichkeiten anläßlich des 450jährigen Jubiläums des „ freiwilligen Eintritts Udmurtiens in den russischen Staat“ statt. Dies berichtet „Rosbalt“.
Welchem Ereignis genau gedacht wird, läßt sich auch der offiziellen Webseite der Republik Udmurtien zum Jubiläumstag nicht entnehmen. Vielmehr ist hier die Rede davon, daß die Eingliederung der finno-ugrischen Udmurten in den russischen Staat in Etappen verlief und 1558 abgeschlossen worden sei. Der jetztige Jahrestag wurde jedoch bereits 1958 (400 Jahre) sowie 1983 (425 Jahre) in der Sowjetunion begangen. Anläßlich des 450jährigen Jubiläums erschienen in diesem Jahr in Rußland Gedenkmünzen.
Schajmijew fehlt
Die Abwesenheit des tatarischen Präsidenten Mintimer Schajmijew bei den Feierlichkeiten gab Anlaß zu weiteren Spekulationen um seinen Gesundheitszustand. Gerüchte über sein Ableben waren in den vergangenen Tagen wiederholt unter Hinweis auf einen Urlaub Schajmijews in der Türkei dementiert worden.
Estland nimmt an Eurovision in Moskau teil
Estland wird an dem im kommenden Frühjahr in Moskau stattfindenden Musikwettbewerb „Eurovision Song Contest“ teilnehmen. Dies berichtet postimees.ee. Zuvor hatte der Direktor des estnischen Nationalen Rundfunks, Margus Allikmaa, einen Boykoktt der Veranstaltung als Reaktion auf den Krieg in Südossetien ins Gespräch gebracht. Seiner Ansicht nach wird Rußland den Wettbewerb auch für seine politischen Interessen ausnutzen. Allikmaa hatte vorgeschlagen, als Alternative zur „Eurovision“ einen großangelegten estnischen Gesangswettbewerb zu veranstalten. Demgegenüber unterstützt die estnische Bevölkerung laut einer von postimees.ee zitierten Umfrage die Teilnahme an der Veranstaltung in Moskau.
Bloggen mit Open Office
Diesen Eintrag habe ich mit dem Textverarbeitungsprgramm von Open Office 3.0 sowie der Erweiterung Sun Weblog Publisher 1.1.0 geschrieben. Eine, wie ich finde, sehr angenehme Art zu bloggen. Auch wenn das bisher noch nicht vorgekommen ist, ist beim Schreiben auf der Benutzeroberfläche hier auf blogspot.com immer ein ungutes Gefühl dabei, versehentlich den gesamten bereits geschriebenen Text zu verlieren. Wermutstropfen ist nur, daß es sich bei der Erweiterung zunächst um eine zeitlich begrenzte Testversion handelt.
Hier die Kurzanleitung für alle, die auch mit Open Office bloggen wollen: Nach der Installation der Erweiterung zunächst über den Menüpunkt Extras -> Optionen ein Blog hinzufügen. Neben Blogger wird beispielsweise auch Wordpress unterstützt. Über die Schaltfläche „ An Weblog...“ kann der Text dann einfach hochgeladen werden.
Nachtrag: Was leider noch nicht geklappt hat, war die "Labels" unter dem Eintrag mit hochzuladen, das mußte ich hinterher doch über die Benutzeroberfläche machen.
Dienstag, 16. September 2008
Rußland: Fusion demokratischer Parteien geplant
Freitag, 12. September 2008
Orangene Revolution in Südrußland?
Russisches Bier
Surkow: Kein Tauwetter
Mittwoch, 10. September 2008
Interaktiver Roman von Boris Akunin
Dienstag, 9. September 2008
Rußland wirbt in estnischen Zeitungen für Umsiedlung
Estnische Terroristen in russischen Kinos
Rußland: Lehrbuch zu islamischer Wirtschaft erschienen
"Moment der Wahrheit" - Intime Fragen im estnischen Fernsehen
"South Park" unter Extremismusverdacht
Montag, 8. September 2008
Filmtip: Fernsehen in Kasachstan
Freitag, 5. September 2008
Estland: ehemaliger Umweltminister vor Gericht
Armenien: Kritik am Nachbarn
Moskau verliert für Russen an Attraktivität
Kaczyński: gute Beziehungen zu ehemaligen Sowjetrepubliken
Landsbergis: Heutige Situation ähnelt 1938
Donnerstag, 4. September 2008
Rußland: Scientology an den Schulen
Rußland: Flagge zeigen erlaubt
Kampf gegen Korruption: Puschkin für 50 Rubel
Das "Gesetz über Einkäufe für staatliche Bedürfnisse" sieht vor, daß Bibliotheken Bücher im Wert von bis zu 100.000 Rubel (knapp 2.800 Euro) selbst kaufen dürfen. Alles, was darüber hinausgeht, muß öffentlich ausgeschrieben werden - mit dem Ergebnis, daß derjenige Lieferant den Zuschlag erhält, der die gewünschten Bücher zum niedrigsten Preis beschaffen kann. Bei Ausgaben von Klassikern wie Puschkin oder Tolstoi sind dies dann oft Billigversionen im Wert von 50 Rubel (ca. 1,39 Euro), die dementsprechend kurz halten und so im Endeffekt teilweise höhere Kosten verursachen als ein gebundenes Buch. Aus diesem Grund versuchen Bibliothekare schon seit zwei Jahren eine Änderung des Gesetzes zu bewirken.
Um die öffentlichen Bibliotheken Rußlands ist es augenscheinlich auch aus anderen Gründen schlecht bestellt. Als Ursachen für die Tatsache, daß laut Umfragen mehr als die Hälfte aller Einwohner Rußlands noch nie eine Bibliothek von innen gesehen haben, werden schlechter baulicher Zustand der Gebäude, mangelnde Internetzugänge und eine schlechte Bezahlung von Bibliothekaren genannt.
Mittwoch, 3. September 2008
Russische Medien: Zwei estnische Bauern rufen Sowjetrepublik aus
Tatarischer Präsident schweigt zu Georgien
Die Meinungen der befragten Experten variieren, und es werden auch Gründe wie der internationale Sportwettbewerb "Universiade 2013", dessen Austragungsort Kasan ist, ins Spiel gebracht. Besonders nennenswert scheinen jedoch zwei Ansichten. Zum Einen wird die Meinung vertreten, daß die Anerkennung der beiden abtrünnigen Kaukasusrepubliken ein Präzedenzfall für separatistische Bewegungen in Rußland, nicht zuletzt im ölreichen Tatarstan, sein könnte. Diese könnten auch Schajmijew in seinem Verhältnis zu Moskau gefährlich werden. Andererseits könnte das Schweigen des machtbewußten Politikers aber auch ein Indiz dafür sein, daß in dieser Frage unter dem Druck der Eliten noch eine Veränderung der russischen Position möglich ist und Schajmijew sich daher nicht festlegen will.
Mittwoch, 27. August 2008
Chasimow: Ukraine schadet sich mit Sprachpolitik selbst
Mit Fähnchen zur Schule
Freitag, 22. August 2008
Finnen kaufen wieder mehr Alkohol in Estland
Donnerstag, 21. August 2008
Tallinn: Geschäft mit Friedhofsblumen
Bahntunnel zwischen Tallinn und Helsinki?
Der Bürgermeister von Helsinki, Jussi Pajunen, hält es für möglich, daß in den 2020er Jahren ein Tunnel seine Stadt mit der estnischen Hauptstadt Tallinn verbindet. Die Kosten hierfür veranschlagt er mit mindestens einer Milliarde Euro. Auftrieb könnten der Idee auch Pläne für eine Eisenbahnverbindung von Berlin über Warschau nach Tallinn geben, die dann über Helsinki bis nach Sankt Petersburg verlängert werden könnte (Karte hier).
Quelle: Helsingi linnapea hindab Helsingi-Tallinna metroo maksumuseks 15 miljardit krooni
Mittwoch, 20. August 2008
Luschkow und die Gerichte
Die Behauptung des Führers der russischen Nationalbolschewisten Eduard Limonow, Moskaus Bürgermeister Jurij Luschkow kontrolliere die Gerichte der Stadt, verärgerte selbigen. Luschkow verklagte Limonow auf Zahlung von 500.000 Rubel (knapp 14.000 Euro) - und bekam diese vom Gericht zugesprochen. Wahrscheinlich nicht die beste Art, Limonows Behauptung zu widerlegen...
Limonow selber behauptet, so viel Geld nicht zu besitzen, was ihm Stanislaw Jakowlew, der den Fall auf sobkorr.ru kommentiert, aufgrund seines "allgemein bekannten" spartanischen Lebensstils auch ohne weiteres abnimmt. Jetzt fragt er sich, ob sich nicht 500 Moskauer Bürger finden ließen, die Limonow jeweils 1000 Rubel spenden.
Dienstag, 19. August 2008
Filmtip: Armenien auf arte
Rußland: Informationskrieg wegen fehlender Pressefreiheit verloren?
Montag, 18. August 2008
Rußland: Zeitung droht Ärger wegen Zitat
Samstag, 16. August 2008
Rußlands neue Helden
Estnische Schüler blicken optimistisch in die Zukunft
Freitag, 15. August 2008
Rußlandreisen: Bei Schulden keine Visa
Rußland: erneut Blogger vor Gericht
Vor einem Jahr berichtete Osteuropablog über den Fall des russischen Bloggers Savva Terentjev, der wegen "Schürens sozialer Zwietracht" angeklagt wurde. Terentjev wurde zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Nun steht zum zweiten Mal ein Blogger in Rußland vor Gericht.
Wie "Novye Izwestija" berichtet, wird dem Koordinator der oppositionellen Jugendwegung "Oborona" (Verteidigung) im Oblast Kemerowo, Dmitrij Solowjew vorgeworfen, die Arbeit von Miliz und Geheimdienst FSB in seinem Blog kritisiert und dadurch "sozialen Haß" geschürt zu haben. Demgegenüber bestritt der Anführer von "Oborona", Oleg Kozlowskij, daß in Solowjews Veröffentlichungen im Netz Aufrufe zur Gewalt oder Beleidigungen der Behörden zu finden seien.
Am vergangenen Dienstag fand bei Solowjew eine Hausdurchsuchung statt, sein Computer sowie Materialien von "Oborona" wurden beschlagnahmt. Ihm drohen bis zu zwei Jahre Haft. Oleg Kozlowskij sagte, seine Bewegung wolle dafür kämpfen, daß sich der Fall Terentjev nicht wiederhole. Wenn dies passiere, sei ein großer Teil der Internetgemeinschaft in Gefahr, die Kritik an den Behörden übe.
Polnisch - russische Auseinandersetzung auf dem Fußballplatz
Die durch den Krieg in Georgien ausgelösten Emotionen spiegeln sich jetzt auch auf dem Fußballplatz wieder. Wie grani.ru berichtet, kam es beim UEFA-Cup Spiel zwischen Legia Warschau und FK Moskau in der polnischen Hauptstadt zu "Fuck Russia" - Rufen aus dem Publikum, zudem seien mehrere Moskauer Spieler von ihren Gegnern verletzt worden. Der Moskauer Trainer Oleg Blochin fragte auf der Pressekonferenz, wo das "Fair Play" geblieben sei. Auf den Krieg in Georgien angesprochen, antwortete er: "Man muß seinen Gegner respektieren, ob er nun aus Zimbabwe, Indonesien, der Ukraine oder Rußland kommt. Wenn wir anfangen, die Politik in den Sport zu tragen, kommt dabei nichts Gutes heraus." Die Prognose des Trainers für das Rückspiel in Moskau lautete, daß es dort "schlimmer" als in Warschau werde.
Wie einem Bericht von sport.pl zu entnehmen ist, konnten sich die Verantwortlichen bei Legia zu einer halbherzigen Entschuldigung durchringen. Pressesprecher Wojciech Hadaj sagte: "Wir entschuldigen uns bei Trainer Blochin für das Verhalten der Fans, hatten darauf aber keinen Einfluß." Und Legias Trainer Jan Urban erklärte: "Blochin benimmt sich, als hätte er nie Fußball gespielt. Es ist eben so, daß die Fans eines Klubs die Fans eines anderen Klubs nicht lieben. Oder die Fans eines Landes lieben nicht die eines anderen. Allerdings hätte der Stadionsprecher sie zurechtweisen müssen."
Einer der letzten Verbündeten Rußlands: Venezuela
Orthodoxer Journalist wegen antisemitischem Film angeklagt
Filmtip: Russland in Rage - Krieg in Georgien
Donnerstag, 14. August 2008
Russischsprachiges Fernsehen für estnische Russen?
Die russische Opposition zum Krieg in Georgien
Mitrochin äußerte Verständnis dafür, daß man nicht an die internationale Gemeinschaft habe appellieren können "während nebenan eine ganze Stadt vernichtet wird". Gleichzeitig warnte er vor einer Anerkennung Abchasiens und Südossetiens durch Rußland - dies wäre für Rußland ein Bumerang. Vielmehr man die Beachtung der Rechte nationale Minderheiten in allen Ländern garantieren.
Der Vorsitzende der "Union der rechten Kräfte", Nikita Belych, stimmte darin überein, daß die Situation am 8. August, als russische Friedenskräfte angegriffen wurden, ein bewaffnetes Eingreifen unumgänglich machten. Gleichzeitig gab er zu bedenken, daß diese Situation ein Resultat der Politik der USA, Rußlands und Georgiens gewesen sei. Belych distanzierte sich von Bemühungen der russischen Regierung, ultimativ einen Regierungswechsel in Georgien zu fordern: die Wahrscheinlichkeit, daß Saakaschwili vom Präsidentenamt zurücktrete, sei "umgekehrt proportional zur Lautstärke unserer Forderungen".
Garri Kasparow sieht in der Eskalation des Südossetien - Konfliktes einen Versuch des georgischen Präsidenten, seine innenpolitischen Probleme zu lösen. An den "Partnern" Rußlands läßt er jedoch kein gutes Haar: Er spricht vom "kriminellen Regime" des südossetischen Präsidenten Kokoity, dessen finanzielle Unterstützung die Korruption "auf dem ganzen Weg von der russischen Zentralbank bis Zchinwali" ermöglicht habe. Abchasien wiederum sei "Teil des gigantischen Abenteuers unter dem Namen Sotschi 2014", wodurch viele Russen in dieser Region konkrete finanzielle Interessen hätten.
Michail Kasjanow warf der russischen Führung vor, daß Land mit ihren "agressiven und unproportionalen Handlungen" in eine Sackgasse geführt zu haben. Als Mitglied des Weltsicherheitsrates müsse Rußland um eine Resolution bemüht sein, die eine Waffenruhe und eine Trennung der Konfliktparteien unter der Kontrolle der UNO und der OSZE fordere.
Sergej Kowaljow verurteilte wie alle anderen Oppositionspolitiker ebenfalls Georgien, wies jedoch darauf hin, daß die Worte "konstitutionelle Ordnung" auch in Rußland bereits 1994 beim ersten Tschetschenienkrieg gebraucht worden seien. Aus dem zweiten Tschetschenienkrieg ab 1999 sei der Bevölkerung dagegen noch die Rede vom "Krieg bis zum siegreichen Ende" und die Absage an Verhandlungen in Erinnerung. Der "zweifelhafte militärische Sieg" habe das Land die Demokratie gekostet. Das Opfer des nun begonnenen Krieges könne "Georgien als demokratisches Land und als verantwortungsvolles Mitglied der internationalen Gemeinschaft" sein. Wenn die internationale Gemeinschaft die "russischen Agressionen" nicht stoppe, könne Rußland außer Südossetien noch weitere Teile Georgiens an sich reißen, viele "verantwortungslose russische Politiker" redeten sogar bereits von der Krim.
Der Vorwurf des Nationalbolschewisten Limonow an die Regierung lautete im Unterschied zu allen anderen Politikern, Abchasien und Südossetien nicht bereits früher anerkannt zu haben oder sie als Teil Rußlands aufgenommen zu haben.
Nahrungsmittelknappheit in Kirgistan
Kaukausus: Politik und Religion
Als Beleg führt Mitrochin den Südossetien - Konflikt an, wo orthodoxe Russen und Südosseten gegen orthodoxe Georgier kämpften - und dies, obwohl die russische und die georgische Kirche traditionell gute Beziehungen haben. Gleichzeitig waren auch muslimische Einheiten sowie "Abenteurer" aus dem gesamten Kaukasus auf Seiten der Südossetier in die Kämpfe verwickelt.
Durch den Krieg in Georgien sieht Mitrochin die von russischen Nationalisten gerne ins Feld geführte Theorie von der "Einheit der Orthodoxie" sowie einer westlichen Verschwörung gegen selbige widerlegt. Während im Kosovo auf jede angezündete orthodoxe Kirche heftige Reaktionen erfolgten, wurden dieselben Vorkommnisse in Südossetien von religiösen Würdenträgern kaum kommentiert. Die Schlußfolgerung lautet: "Die Kirche ist eine soziale Organisation mit eigenständigen Interessen, wenn es ihr jedoch nütztlich ist, ist sie auch bereit, aktiv die "staatliche" Position zu vertreten." Im Augenblick widerspreche dies jedoch ihren "strategischen Interessen".
Mittwoch, 13. August 2008
Türkischer Konsul in Kasan: Tatarstan wichtig für russisch-türkische Beziehungen
Nach Ergins Worten spielt Tatarstan in der Festigung der russisch-türkischen Beziehungen durch die mit der Türkei gemeinsamen historischen, sprachlichen und kulturellen Verbindungen eine wichtige Rolle. Die Türkei sei einer der bedeutendsten Handelspartner Tatarstans. Im Bereich der kulturellen Beziehungen sei die Türkei im Rahmen des "Jahres der türkischen Kultur in der Russischen Föderation" auch in Kasan mit einem breiten Programm präsent.
Ergin äußerte sich auch zu den umstrittenen türkischen Lyzeen in Tatarstan, Privatschulen, gegen die in jüngster Zeit der Vorwurf der Verbreitung "panturkistischer" Ideologien laut geworden war. Den Begriff "Panturkismus" sieht Ergin als eine veraltete Vorstellung aus der Zeit des Kalten Krieges an, heute gebe es zwischen der Türkei und Rußland keine politschen Differenzen. Dagegen führte Ergin die hervorragende Ausbildung in den türkischen Lyzeen an, deren Absolventen mit Russisch, Englisch, Tatarisch und Türkisch vier Sprachen fließend beherrschen würden.
Interview mit Boris Akunin zu Georgien
Die Schuld für den Konflikt sieht Akunin bei den Regierungen beider Länder. Politisch hätten beide Länder verloren - Georgien, weil eine Aufnahme in EU oder NATO nun in weitere Ferne gerückt sei, noch mehr aber Rußland, da die ganze Welt an die "sowjetische Kriegsgefahr" erinnert worden sei.
Berichten über das Anzünden von Kirchen und den Mord an Kindern durch georgische Soldaten wollte Akunin keinen Glauben schenken. Überhaupt zeigte er sich gegenüber den Berichten russischer Medien mißtrauisch - er habe ihren Wahrheitsgehalt immer bei Meldungen der Nachrichtenagentur "Reuters" nachgeprüft, die die Situation am vollständigsten und glaubwürdigsten beleuchtet hätte.
Eine Gefahr von Ausschreitungen gegen Georgier in Rußland, wie im Oktober 2006, sieht Akunin nur für den Fall, daß diese "von oben eingeflüstert" würden. Dennoch werde von den Geschehnissen lange Zeit eine Narbe zurückbleiben.
Dürfen estnische Reserveoffiziere in Georgien humanitäre Hilfe leisten?
Während unstrittig ist, daß humanitäre Hilfe seitens ziviler Organisationen unterstützt werden sollte, sieht das Außenministerium die Gefahr, daß der Einsatz von Reseveoffizieren in diesem Gebiet sowohl auf diplomatischer Ebene als auch seitens der Medien Anlaß zu falschen Interpretationen geben könnte. Ein Sprecher des Verteidigungsministerium wird dagegen mit den Worten zitiert: "Der Aufbruch von humanitärer Hilfe leistenden freiwilligen estnischen Staatsbürgern nach Georgien ist sicher keine Provokation, und dessen böswillige Interpretation sollte uns nicht abschrecken."