Ein ursprünglich gegen die Korruption gerichtetes Gesetz hat ungewollte Folgen: Bibliotheken in Rußland werden gezwungen, Billigausgaben von Büchern zu erwerben. Dies berichtet die Tageszeitung "Nowye Izwestija" anläßlich der Eröffnung der XXI. Internationalen Buchmesse in Moskau.
Das "Gesetz über Einkäufe für staatliche Bedürfnisse" sieht vor, daß Bibliotheken Bücher im Wert von bis zu 100.000 Rubel (knapp 2.800 Euro) selbst kaufen dürfen. Alles, was darüber hinausgeht, muß öffentlich ausgeschrieben werden - mit dem Ergebnis, daß derjenige Lieferant den Zuschlag erhält, der die gewünschten Bücher zum niedrigsten Preis beschaffen kann. Bei Ausgaben von Klassikern wie Puschkin oder Tolstoi sind dies dann oft Billigversionen im Wert von 50 Rubel (ca. 1,39 Euro), die dementsprechend kurz halten und so im Endeffekt teilweise höhere Kosten verursachen als ein gebundenes Buch. Aus diesem Grund versuchen Bibliothekare schon seit zwei Jahren eine Änderung des Gesetzes zu bewirken.
Um die öffentlichen Bibliotheken Rußlands ist es augenscheinlich auch aus anderen Gründen schlecht bestellt. Als Ursachen für die Tatsache, daß laut Umfragen mehr als die Hälfte aller Einwohner Rußlands noch nie eine Bibliothek von innen gesehen haben, werden schlechter baulicher Zustand der Gebäude, mangelnde Internetzugänge und eine schlechte Bezahlung von Bibliothekaren genannt.
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